Als jüngstes Mitglied in Berlin hat der Tresor im Dezember 2023 den Code of Conduct unterschrieben. Wir haben den technischen Leiter des Clubs, Klaus Bernzen, zu einem Interview getroffen und darüber gesprochen, wie im Tresor Ressourcen geschont und Strom gespart wird und wie das Heizsystem noch nachhaltiger werden könnte.
Hallo Klaus, für den Tresor habt ihr Ende 2023 den Code of Conduct für eine nachhaltige Clubkultur unterzeichnet. Was hat euch dazu motiviert, mitzumachen?
Es ist sehr wichtig, im Club Ressourcen zu schonen – vor allem bei einer so intensiven Club-Nutzung wie hier im Tresor, mit etwa 200.000 Gästen pro Jahr. Die Leute haben heutzutage kein Bewusstsein mehr dafür, wie gut es uns geht. Das fängt bei der Nutzung von Strom, von Heizenergie, von Ressourcen an. Man sollte nicht aufgeben, zu versuchen, die Leute dafür zu sensibilisieren.
Welche Nachhaltigkeitsmaßnahmen funktionieren schon besonders gut im Tresor?
Der Tresor und auch das angrenzende Kraftwerk beziehen seit Ende 2021 zu 100% Naturstrom. Wir würden auch gerne den Gasanbieter wechseln, aber das ist aktuell nicht so einfach, da wir Großabnehmer sind. Seit der Energiekrise ist es schwierig, für große Mengen Stromangebote zu bekommen – und wir verbrauchen grob 200.000 KWH pro Jahr!
Mit dem Kraftwerk zusammen sind wir oft ein 24-Stunden-Betrieb. Wenn die Tagesschicht geht, kommt die Nachtschicht, und es muss zum Beispiel kontinuierlich geheizt werden. Dafür haben wir die Vorlauftemperatur der Heizung heruntergedreht, von 80 auf 65 Grad. Dadurch haben wir eine geschätzte Energie-Einsparung von 6 – 9 Prozent.
Wir verwenden Audio Amp´s der neusten Generationen, die machen aus wenig Strom einen wirklich guten Sound. Zudem haben wir den Wasserverbrauch in den Spülkästen auf den Toiletten verringert und an der Bar auf Mehrweg-Shotbecher gewechselt. Wir haben auch Schallschutzmaßnahmen durchgeführt und zum Beispiel eine -30db Schallschutztür und Schallabsorber auf einem Dancefloor eingebaut.
Die Mülltrennung ist schon auf einem ganz guten Wege. Wir haben eine Papppresse auf dem Gelände – wir zahlen nur die Presse, aber nicht die Abholung, das ist für beide Seiten interessant. Wir sammeln im Haus auch Elektroschrott und fahren den zum Recyclinghof. Materialien wie Holz oder Metall versuchen wir zu spenden, zum Beispiel nach Sonderveranstaltungen, damit sie wiederverwendet werden – im besten Fall werden die Dinge sogar von anderen Clubs wiedergenutzt.
Außerdem machen wir in der Regel keine Printprodukte mehr, sondern es läuft alles über Social Media. Vor fünf Jahren, vor der Corona-Zeit, war das noch wesentlich mehr.
Welche Maßnahmen plant ihr für die nähere Zukunft?
Es wäre toll, Bestellungen auf dem Gelände zu bündeln, vor allem, was das Büro angeht. Das braucht natürlich eine Übergangszeit, bis sich so etwas einspielt, und man muss geeignete Anbieter*innen finden.
Wir wollen außerdem die Temperatur aller Kühlgeräte höher einstellen, wenn der Club geschlossen ist. Bei der Energieberatung von Clubtopia haben wir gelernt, dass 1 Grad weniger Kühltemperatur eine Stromersparnis von 6 Prozent bringt. Bei so vielen Kühlschränken wie bei uns im Club kommt da einiges an Einsparungen zusammen – an Strom, aber auch an CO2-Emissionen!
Wenn ihr genug Zeit und Geld hättet, welche Maßnahme würdet ihr am liebsten umsetzen?
Am liebsten würden wir die Heizung umbauen. Die Anlage ist noch von 2007, als wir an diesem Standort gestartet sind. Das Gebäude ist hundert Meter lang, da ist es wichtig, dass die Heizung kurze Wege hat oder dezentralisiert ist, damit kein zu großer Wärmeverlust entsteht. Daran wurde damals einfach nicht gedacht. Ich bin jetzt schon lange hier und kenne jede Ecke. Mit dem Installateur haben wir auch bereits eine neue Lösung für die Leitungsführung überlegt.
Wie du schon erwähnt hast, hat der Tresor ein großes Team. Wie setzt ihr Nachhaltigkeitsmaßnahmen um, sodass alle etwas davon mitbekommen?
Eine nachhaltige Organisation im Club ist eine große Herausforderung. Wir haben etwa 140 Mitarbeitende, davon viele Teilzeitkräfte, die in wechselnden Schichten arbeiten. Da neue Abläufe einzuführen, ist kompliziert. Man muss die Leute immer wieder daran erinnern, damit es gut funktioniert, sonst geht es im Betrieb unter.
Aktuell wollen wir eine Nachhaltigkeitsbeauftragte bestimmen, die dann Mitte des Jahres anfangen soll zu arbeiten. Das finde ich sehr wichtig. Aber man muss dann auch schauen, dass die Person die entsprechenden Kompetenzen hat, Maßnahmen umzusetzen und zu kontrollieren, ob sie funktionieren.