Interview: Nachhaltigkeit im Südpol Hamburg

Der Club Südpol gehört zu den Erstunterzeichner*innen des Code of Conduct in Hamburg. Wir wollten von Teammitglied Xenia wissen, was dort genau in Sachen Nachhaltigkeit umgesetzt wird und was der Club für die Zukunft plant.

Hi Xenia, du arbeitest für den Hamburger Club Südpol. Als die Hamburger Clubvertretung Clubkombinat im März 2022 den Code of Conduct in eurer Stadt gelauncht habt, habt ihr sofort unterzeichnet. Warum?

Wir sind durch das Clubkombinat auf die Initiative „Zukunft Feiern!“ aufmerksam gemacht worden. Die Frage, ob wir unterzeichnen sollten oder nicht, stellte sich für uns gar nicht, da der Südpol schon seit Jahren in sämtlichen Bereichen ein Augenmerk auf Nachhaltigkeit hat. Die Unterzeichnung und somit auch die Verpflichtung brachten für uns den Vorteil, die ganze Thematik noch fokussierter anzugehen und dies auch nach außen zu kommunizieren und somit als Multiplikator zu dienen.

Was passiert bei euch bereits in Sachen Nachhaltigkeit?

Als wir den Code of Conduct unterzeichnet haben und unsere Ausgangsbilanz aufgestellt haben, wurde schnell klar, dass es schon viele Grundpfeiler in der Umsetzung gibt. In allen Handlungsfeldern sind bereits viele Dinge passiert. Mit der Gründung der Nachhaltigkeits-AG, die mittlerweile sechsköpfig ist, haben wir die interne und externe Kommunikation angeregt. Im praktischen Bereich sind in den letzten Jahren schon viele Maßnahmen implementiert worden. Der Südpol bezieht seit 2017 Ökostrom und hat eine bedarfsgerechte Steuerung von Lüftung, Kühlung, Heizung, Strom und Wasser. Im Club gibt es überall Luftschleusen und Türen, die im Winter automatisch schließen, sodass kein Wärmeverlust entsteht. Unser Heizkreislauf ist in diesem Herbst nochmal optimiert worden. Die komplette Lichttechnik im Club ist mit LEDs ausgestattet.

Außerdem wird komplett auf Plastikflaschen, Strohhalme und Einwegschnapsgläser verzichtet und es besteht ein Mehrweg- und Pfandsystem. Abfall wird bei uns fachgerecht getrennt und entsorgt. Die Karte ist vorwiegend regional gestaltet. Beliefert wird der Südpol von zwei Lieferanten, ansonsten werden Fahrten mit dem Lastenfahrrad oder Car Sharing-Angeboten getätigt. Die Mitarbeiter*innen und Gäst*innen reisen vorwiegend mit Fahrrad oder dem ÖPNV an. Auch beim Booking ist der CO2-Fußabdruck gering, da die Booking Gruppe im Blick hat, wer sich in der Region oder in Deutschland aufhält. Anreisen finden mit der Bahn statt.

Dadurch, dass alle Wasserhähne außer im Küchenbereich mit kaltem Wasser laufen, hat der Südpol einen geringen Warmwasserverbrauch. Seit diesem Jahr hat sich der Wasserverbrauch sehr wahrscheinlich nochmals verringert, da der Südpol durch eine Förderung nun Missoirs und Kompoletten im Außenbereich hat. Diese werden mit komplett biologisch abbaubaren Reinigungsmitteln gereinigt. Den genauen Umfang der Einsparung sehen wir allerdings erst mit der neuen Jahresabrechnung. Die Aufbauten im Club und im Innenhof sind modular und Baumaterialien werden sofern möglich wiederverwendet. Es gibt hauseigene Techniker*innen und Handwerker*innen die Reparaturen vornehmen, sodass Neukäufe vermieden werden können und mit Ressourcen achtsam umgegangen wird. Somit verfolgen wir das Prinzip zu vermeiden, zu reduzieren und vor allem wiederzuverwenden.

Auch soziale Aspekte sind wichtig für einen nachhaltigen Club. Was setzt ihr im Bereich soziale Nachhaltigkeit um?

Der Südpol ist kollektiv gestaltet und aus einer Vereinsstruktur heraus entstanden. Was mit wenigen Mitarbeiter*innen anfing ist zu etwas angewachsen, das wir nun seit einiger Zeit unter dem Soziokratie 3.0 Organisationsmodell organisieren. Diversität wird großgeschrieben und es ist seit Öffnung des Clubs so, dass die Werte, die der Südpol vertritt, nicht nur intern, sondern auch extern vermittelt werden und somit Aufklärungsarbeit stattfindet. Auch politische und kulturelle Angebote finden immer wieder Platz und tragen dazu bei, dass der Südpol sich gegen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Homophobie und Transphobie ausspricht. Der Südpol ist barrierefrei und wird durch ein Awareness-Team dabei unterstützt, einen Safe Space zu gestalten. Dieser Safe Space wird auch durch unser Fotoverbot unterstützt.

Intern finden Weiterbildungsangebote und Crewevents statt, um den sozialen Zusammenhalt innerhalb der Crew zu stärken.

Vor kurzem habt ihr den Clubaward des Clubkombinats in der neuen Kategorie „Zukunft Feiern“ gewonnen – Glückwünsch! Was habt ihr mit dem Preisgeld von 1000 Euro vor, das von Green Planet Energy beigesteuert wurde?

Vielen Dank für die Glückwünsche. Wir waren sehr dankbar, dass unsere Arbeit Früchte trägt. Es motiviert uns natürlich, auch viel mehr umzusetzen. Das Preisgeld fließt in unterschiedliche Projekte, beispielsweise den Aufbau einer Regenwassergewinnungsanlage zur Bewässerung der Pflanzen im Innenhof, aber auch für die Optimierung des Heizkreislaufs. Wir stimmen mit der Nachhaltigkeits-AG und der Crew gemeinsam ab, für was Gelder eingesetzt werden.

Welche nachhaltigen Veränderungen wollt ihr außerdem in Zukunft angehen?

Im Rahmen des Green Club Trainings von Clubtopia haben wir neben dem ausformulierten Nachhaltigkeitskonzept eine Roadmap ausgearbeitet, die uns durch das nächste Jahr führt. In allen Handlungsbereichen stehen to do´s an. Neben der Einbindung von Gäst*innen und Workshops mit vernetzten Initiativen steht eine Energieberatung an, um weiter zu optimieren. Auch der Wasserverbrauch soll durch Maßnahmen an Wasserarmaturen, Toiletten und Pissoirs weiter gesenkt werden. Wir arbeiten außerdem an kreativen Entsorgungsmöglichkeiten im Club, da auf Veranstaltungen viel Müll anfällt. Außerdem ist eine genauere Erfassung des CO2-Fußabdrucks von allen Gewerken geplant. Da wir nun ein Nachhaltigkeitskonzept haben, sind weitere Konzepte geplant: Müll-, Schall-, Lichtschutz- und Naturschutzkonzepte. Das größte Projekt, mit dem wir uns beschäftigen, ist die Umsetzung einer Solar- und Photovoltaikanlage.

Wie hilft euch die Unterstützung durch das „Zukunft Feiern!“-Netzwerk darin?

Das Netzwerk wächst stetig und alle Unterzeichner*innen können davon profitieren. Der Austausch mit anderen Unterzeichner*innen bei den vom Clubkombinat organisierten Runden Tischen in Hamburg bietet die Möglichkeit, neue Ideen zu sammeln und Initiativen kennenzulernen. Workshop-Tage wie das future lab oder auch das Green Club Training liefern wichtige Informationen, die wir in unsere Arbeit mit einpflegen können. Unser Wissensschatz ist durch die Initiative enorm gewachsen. Wir sind sehr dankbar dafür und hoffen, dies weiter tragen zu können, sodass nicht nur der Südpol, sondern auch andere Clubs und Gäst*innen davon profitieren können.

Warum sollten Clubs bei Zukunft Feiern mitmachen?

Die Frage lässt sich ziemlich einfach beantworten. Wir alle tragen Verantwortung mit unseren Handlungen. Wenn man sich vor Augen hält, wie viel Verbrauch und Fußabdruck eine Clubnacht hinterlässt, sollte es keine Frage sein, ob etwas getan werden muss. Clubs haben vor allem die Möglichkeit, durch ihre Reichweite auch Gäst*innen dazu zu inspirieren und motivieren, in ihrem Alltag nachhaltiger und achtsamer zu sein. Das Nachtleben bietet die Möglichkeit, Nachhaltigkeit spielerisch zu vermitteln. Zudem ist es so, dass nachhaltiges Handeln nicht zwingend Kostensteigerung bedeuten muss, sondern auch dazu führen kann, dass Kosten gesenkt werden können. Das sind zwei Fliegen mit einer Klappe; eine klassische Win-Win-Situation. Als warum nicht? Wir können nur alle dazu animieren, sich mehr denn je mit diesem Thema auseinanderzusetzen und vom Austausch mit allen Unterzeichner*innen zu profitieren.