Der Club GLORIA ist Pionierin für nachhaltige Clubkultur in Köln. Wir haben mit der Nachhaltigkeitsbeauftragten Claudia Wedell über das langjährige Engagement und die Klima- und Umweltschutzmaßnahmen im GLORIA gesprochen.
Hallo Claudia. Ihr habt als erster Club in Köln den Code of Conduct unterzeichnet. Was hat euch dazu motiviert?
Wir beschäftigen uns schon sehr lange mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Clubkultur und waren bereits 2011 bei dem Pilotprojekt Green Club Index dabei. Seitdem versuchen wir den Transformationsprozess im GLORIA voranzutreiben. Wir sind sehr stolz, als erster Kölner Club den Code of Conduct unterzeichnet zu haben. Nach der Corona-Zeit, war dies eine neue Motivation für uns sich dem Thema zu widmen, neuen Input zu erhalten und dies nach außen zu tragen. Zeitgleich haben mein Kollege Stephan Benn und ich die Fortbildung von Clubtopia zum/zur Green Club Manager*in gemacht. Dieser Austausch unter Kolleg*innen mit good practice-Beispielen ist enorm wichtig und inspirierend, um den nachhaltigen Wandel kontinuierlich voranzubringen.
Das GLORIA bezieht schon seit 10 Jahren Ökostrom. Was setzt ihr sonst bereits an klimafreundlichen Maßnahmen um?
Eines unsere größten Projekte in den letzten Jahren war sicherlich die Modernisierung unsere Klima- und Lüftungsanlage. Da wurde unter anderem ein Rotationswärmetauscher eingebaut, der aus der Abluft im Saal Wärme rückgewinnt. Im gesamten GLORIA haben wir die Leuchtmittel auf LED umgestellt. 2017 haben wir unsere komplette Toilettenanlage, das Kühlhaus und die Bierleitungen erneuert. Hierbei wurde besonders auf den Wasserverbrauch und die Energieeffizienz geachtet. Dort und in den Lagerräumen steuern Bewegungsmelder das Licht. Für unsere Crew und die Künstler*innen gibt es im Backstage einen Wasserspender. So können wir über 10.000 Flaschen Wasser pro Jahr einsparen, die Umwelt entlasten und Abfall vermeiden. Bei Konzerten und Partys nutzen wir ausschließlich Mehrwegbecher, im Catering Mehrweggeschirr. Damit waren wir 2007 noch Pionier*innen. Generell versuchen wir Müll zu vermeiden, indem wir zum Beispiel Großgebinde bestellen, Vintage-Möbel kaufen oder auch Kronkorken für den guten Zweck sammeln. Unser Büro haben wir inzwischen komplett digital umgestellt und versuchen auch im Marketing ressourcenschonend den Fokus auf digitale Kanäle zu legen. Durch den Code of Conduct und den Austausch mit anderen Kolleg*innen ist uns bewusst geworden, wie viele Dinge wir bereits selbstverständlich umgesetzt haben, die wir hier nur punktuell aufzählen können, und woran wir noch arbeiten wollen.
Worin liegen für euch aktuell die Herausforderungen eurer Nachhaltigkeits-Bemühungen?
Zum einen haben wir seit der Corona-Zeit ein neues Team, dem wir viele Abläufe wie Mülltrennung, Reinigung mit ökologischen Reinigungsmitteln, Bio-Catering, „Reparieren vor Neukaufen“ unter andere neu erklären mussten. Das ist ein stetiger Prozess. Wir möchten ein Bewusstsein im Team schaffen, damit Nachhaltigkeit in alle Prozesse automatisch miteinfließt. Auch Veranstalter*innen möchten wir gerne mehr zum „Green Rider“ bewegen.
Zum anderen stoßen wir mit einigen Projekten an unsere zeitlichen und finanziellen Limits. So möchten wir mehr Daten zu den Thema Energie und Mobilität erfassen. Und natürlich würden wir auch gerne eine Photovoltaikanlage nutzen. Bei einem Gebäude, wo wir nur Pächterin sind und welches in den 1950er Jahren gebaut wurde, gibt es noch einige Hürden. Da sind wird gerade in der Planung.
Wie steht es aus deiner Sicht allgemein um die Nachhaltigkeit in der Kölner Veranstaltungsszene?
Sehr gut. Viele Kolleg*innen sind sehr aktiv und versuchen vieles in ihrem Betrieb umzusetzen. Die meisten von uns haben ihre Licht-Technik inzwischen auf LED umgestellt, nutzen Ökostrom und Mehrwegbecher. Dazu gibt es spannende Projekte wie Wasserrückgewinnung für Toilettenanlagen, Wein aus Mehrwegfässern, Entsiegelung von Open-Air Flächen oder auch Gemeinwohl-Bilanzierung. Wir treffen uns regelmäßig zum lokalen Runden Tisch von Zukunft Feiern in Köln und tauschen uns aus. Von den Tipps können wir gegenseitig lernen. Inzwischen haben 13 Kölner Clubs den Code of Conduct unterzeichnet. Unsere Stadt möchte bis 2035 klimaneutral werden. Da möchten wir als Clubkultur unseren Beitrag leisten.
Das GLORIA ist nicht nur ein Club, sondern auch Theater und Konzertraum. Als multifunktionaler Veranstaltungsort zieht ihr demnach auch unterschiedliche Besucher*innen an. Merkt ihr, dass das Thema Nachhaltigkeit bei einigen auf mehr Interesse stößt als bei anderen? Gibt es Feedback eurer Besucher*innen zu euerem Engagement?
Letztes Jahr haben wir eine Social Media Kampagne gestartet und in sechs kurzen Reels den Gästen das Thema Nachhaltigkeit bei uns an der Theke, im Backstage und in der Technik näher gebracht. Das Feedback war sehr gut. Viele wussten gar nicht, dass wir bereits so aktiv sind. Das hat uns motiviert, den Transformationsprozess weiter nach außen zu kommunizieren, auch mit kleinen Gewinnspielen und Umfragen. Uns ist dabei wichtig Tipps zu geben, als gutes Beispiel voranzugehen und zu zeigen, wie einfach es oft sein kann. Auch unsere jungen Mitarbeitenden wollen wir einbinden und ein Vorbild sein. Wir alle wollen ja in Zukunft feiern und Spaß haben. Und das geht auch umweltbewusst.
Eine Besonderheit in der Kölner Veranstaltungsszene ist der Karneval. Gibt es auch da ökologische Veränderungen?
Oh, ja! Der Chef vom GLORIA und ich sind Gründungsmitglieder der KG Grüne Rheinfunken, dem ersten nachhaltigen Kölner Karnevalsverein. Anstatt kleine „Kamelletütchen“ zu kaufen, die viel Müll produzieren und leider oft auf der Straße liegen bleiben, retten wir Lebensmittel und verteilen diese auf dem Zugweg. Dieses Jahr haben wir Weihnachtsschokolade, Überproduktionen an Kaugummis oder selbst abgepacktes Popcorn verteilt. Das kam super an! Unsere Narrenkappen sind in der JVA Köln genäht worden – von Sünder*innen für Sünder*innen. Insgesamt gibt es aber da noch ein breites Feld der Möglichkeiten.